Maschine Huhn und/oder Maschine Mensch

 

Letzten Donnerstag war im ORF „Am Schauplatz“ die Sendung zum Thema „Maschine Huhn“ zu sehen.  Bei zwei Mitgliedsbetrieben der „Kooperative Natürlich Bio“ wurde auch gedreht. Zwei Betriebe, die anders arbeiten, nicht etwa weil sie es „besser wissen“, sondern weil es ihnen ums Ganze geht.

 

Schauplatzwechsel: Am Drehort Ursteirerhof, also unserem Hof, rufen so viele Menschen an, die das alles nicht mehr mitmachen wollen, was da geboten wird in der Hühnerindustrie. Das Telefon läutet den ganzen Tag, seit einer Woche. Ein E-Mail folgt dem anderen. Menschen freuen sich, dass es auch anders geht.

 

 

Ja, es geht anders, aber wie? Im Kleinen? Im kleinstrukturierten Bäuerlichen?

 

Schauplatzwechsel: Der Arbeitsalltag von vielen Kleinstbauern schaut so aus: Frühmorgens raus, Tiere versorgen, wenn es ein Hof mit Tieren ist, dann ab in die „Arbeit“, ausüben des Berufs auswärts, damit man sich das Leben und die Landwirtschaft leisten kann. Denn von der Landwirtschaft können heute nur mehr wenige Bauern leben. Zuhause angekommen, schlüpft die Bäuerin/der Bauer wieder in seine Arbeitskleidung und geht hinaus, Tiere versorgen, mähen, ihre/seine Landwirtschaft bearbeiten. Beschäftigung ohne Ende am Hof. Unter der Woche, am Wochenende und an den freien Tagen. Urlaub ist nicht drin.

 

Solche Betriebe werden in diversen Zeitungen als Vorzeigebetriebe vorgestellt, Frauen mit Doppel- und Mehrfachbelastungen, die meist zusätzlich noch die Pflege von Angehörigen am Hof schaffen müssen, als Idealfall hingestellt. Und alles zu einem Stundenlohn, der sich im niedrigen einstelligen Bereich bewegt. Maschine Mensch.

 

 

Sollte der Bauernhof nicht wieder ein Ort werden, an dem Menschen eine wirtschaftliche Grundlage haben?

 

Wo Einkommen auch Auskommen ermöglicht? Wo Lebensqualität möglich wird, ohne ständig der Bittsteller in einer Konsum- und Wegwerf-Gesellschaft sein zu müssen, der „gut“ von Förderungen lebt? Wo der Bauer nicht für die Bank arbeitet, um beim Händler das Gerät zu kaufen, das der gleichen Struktur angehört wie die Bank, um anschließend wiederum seine Produkte der selbigen Struktur zum vorgegebenen Preis zu verkaufen? Ja, sieht echt nach „Kreislaufwirtschaft“ aus, aber wohl nur zum Vorteil weniger und zum Genuss von anderen.

 

 

Wertschätzung statt bedauern und hinschauen statt jammern.

 

Unser Traum und unser Ziel ist es, als Hof, den wir ökologisch und auch wirtschaftlich führen, sowie als Vorstandsmitglied/Mitglied der „Kooperative Natürlich Bio“, dass genau der kleinbäuerliche Ansatz wieder aktiv gestaltet wird, abseits von Förderschienen, abseits vom Jammern über Preise, Möglichkeiten und Unmöglichkeiten. Arbeiten, leben, gestalten, neu denken und auch ins Handeln bringen. Und das braucht alle: Konsumenten, die ehrliche und wertvolle Bio-Produkte kaufen –  abseits der Bio-Massenproduktion und der konventionellen Lebensmittel-Agrarindustrie, zu einem Preis, der für den Bauern fair ist, für ein gutes Lebensmittel, das seinen Preis wert ist – eben beispielsweise nicht Maschine Huhn – sondern Lebensmittel.

 

 

Umdenken – neu denken

 

Nach der Sendung „Am Schauplatz“ ist vielen klar, dass ein Huhn, das ein tiergerechtes Leben geführt hat, gar nicht € 3,90 (konventionell) oder € 8,20 (Bio) pro Kilo kosten kann, sondern mehr wert ist. Und natürlich gehört dazu, dass eine günstige Einkommenssituation gegeben ist, um sich gute Lebensmittel leisten zu können. Und hier beginnt auch ein Teil des Umdenkprozesses in einer verantwortlich lebenden Gesellschaft. Vielleicht ist dann „weniger“ mehr, und „mehr“ weniger. Vielleicht wäre das Zweit-Auto weg, der Dritt-Urlaub gestrichen, der Gesamtkonsum durchleuchtet auf Dinge, die überflüssig sind.

 

Und wir Bauern sollten wieder das Selbstbewusstsein, den Stolz, den Wert zurückbekommen, der uns – teilweise auch selbst verantwortet – genommen wurde, durch Entmündigung in einer so mündigen Gesellschaft. Hoffen wir nicht auf Bauernvertreter, auf Kammern, auf Förderungen, sondern gehen wir mutig unseren Weg, auch dann, wenn andere den Kopf schütteln oder lachen. Stehen wir zu unseren Produkten, zum Wert und Preis, und gehen wir dort hin, wo eine Kultur der Wertschätzung und Menschen mit ähnlichen Werten zusammenkommen.

 

Natürlich, es wird auch das andere geben, die Masse, Billiglebensmittel-Anbieter, den Markt, der Preise bestimmt auf Kosten der Produzenten. Aber es ist an der Zeit, jenen wieder eine Chance zu geben, die lange tot geredet worden sind und jetzt wieder beginnen, aufzustehen.

 

Daher machen wir Mut  - als „Kooperative Natürlich Bio“ – zur Konzeptentwicklung von neuen oder auch alten Vermarktungsmöglichkeiten, gerade für Kleinstbauern. Wir möchten Konsumenten Mut machen, diesen Weg mitzugehen.

 

Wir laden ein, auf die Homepage der „Kooperative Natürlich Bio“ zu gehen und freuen uns über Rückmeldungen zum Thema.